Minecraft Mittelalter Server: Ein Konzept im Wandel
Ein Blick auf die Sparte
Roleplayserver (insbesondere die mittelalterlichen) stellen spätestens seit den frühsten Vollversionen von Mojangs Minecraft einen festen Bestandteil der gesamten Community dar. Dabei ist auch im deutschen Raum seit geraumer Zeit eine kleine “Industrie” mit 10-15 mittleren und größeren Servern herangewachsen, die diese Sub-Sparte mit ihren Interpretationen einer mittelalterlichen Fantasy-Welt beglücken. Verwunderlich ist das nicht, immerhin stellt das Kernprinzip von Minecraft die Möglichkeit vor etwas Eigenes zu erschaffen. Somit ist dieses Spiel geradezu prädestiniert für ambitionierte Roleplay und World Building Projekte. Auch wir entwickeln einen eigenen Mittelalter Roleplay Server mit historischem Setting und haben uns deswegen intensiv mit dem Phänomen beschäftigt.
Interessant ist hier besonders, dass sich trotz der umfassenden Freiheit, die Minecraft bietet, gewisse Konventionen etabliert haben. Einerseits verfolgen viele Server ähnliche Konzepte mit geläufigen Fantasyelementen aus den tolkienschen oder blizzardschen Universen. Andererseits lässt sich auch eine Uniformität in den Sphären der technischen Umsetzung beobachten. So ist es allgemein der Status Quo, dass ein Spieler sich zuallererst auf einer Webseite über die langen Regeln des Servers informieren muss. Dass er viele Commands verinnerlichen und in den Chat eingeben muss um auf Funktionen zuzugreifen, die das eigentliche Spiel nicht bereitstellt. Dass es eine Farmwelt gibt, in welcher man sich mit den nötigen Materialien bereichert. Oder dass der Spieler sich in völlig unterschiedlichen Ingame-System gleichzeitig zurechtfinden muss die wiederum nicht selbsterklärend sind sondern externe Lektüre voraussetzen.
Würde man an Minecraft Mittelalter Server das selbe Maß anlegen, mit dem man die Qualität richtiger Spiele beurteilt fiele das Urteil vernichtend aus. Man würde sie nutzerunfreundlich, umständlich, inkonsequent zusammengebastelt oder immersionsbrechend schimpfen und das zurecht! Ein Glück, dass die Communities in diesen Gefilden augenscheinlich über eine beachtliche Schmerzgrenze verfügen und viel Geduld an mitbringen, wohlmöglich weil es sich trotz dieser charmevollen Eigenheiten immer noch lohnt auf einem solchen Server zu spielen.
Aber muss das sein? Welchem Problem die besagten Konventionen entstammen ist schnell herausgefunden: Man nutzt modulare Plugins von Plattformen wie spigotmc.org, die jeweils bestimmte Spielsysteme ermöglichen oder spezifische Probleme lösen um in der Summe alle Bereiche abzudecken. Diese stammen von verschiedenen Developern, mit grundverschiedenen Ansätzen. Bilden jeweils oft viel zu viele oder nicht genügend Funktionen für die gesuchte Problemlösung ab und funktionieren stets nach einer anderen Anwendungslogik.
Als wäre das nicht bereits schwer genug unter einen Hut zu bringen, stellt sich eine noch grundsätzlichere Frage in den Weg jedes Serverteams: Wie löst man den Spagat zwischen Machbarkeit und Begrenzung? Die Tatsache dass man durch technisches herumgeschraube einem bereits fertigen Spiel seine eigene Vision aufzwingen will, kommt mit Schwierigkeiten einher, die bei weitem nicht leicht zu überwinden sind. Daher gründete das Team des englischsprachigen Servers Hypixel 2015 ein eigenes Development Studio um sich mit ihrem eigens entwickelten Spiel aus dem Kosett des “Systems Minecraft” zu lösen. Auch wenn dieser Weg für die Meisten kaum möglich sein wird ist er auch nicht zielführend, wenn das Ziel heißt einen erfolgreichen Minecraft Server zu etablieren. Daher müssen alle Anderen lernen, die selbe Kreativität die sie in ihre Bauwerke stecken, auch in ihre Server-Architektur einfließen zu lassen.
Obwohl die Lösung des Dilemmas immer eine überwiegend technische Komponente birgt, erfordert sie ebenso einen bestimmten Grundansatz. So sollte die Nutzerfreundlichkeit für den Spieler ins Zentrum aller Bemühungen rücken. Das geht indem man sich etwas mehr Zeit lässt, gründlich arbeitet, eigene Plugins schreibt oder sich die ein oder andere Scheibe bei den richtigen Spieleentwicklern abschneidet (Abgesehen von der Pay2Win Scheibe versteht sich.). Es ist allerdings bereits zu beobachten, dass der ein oder andere Server damit beginnt die Erklärschildwälder an seinem Spawn zu roden um sie mit einer spielerfreundlichen Alternative zu ersetzen. Wie man sich letztendlich professionalisiert bleibt eine individuelle Frage und die größte Herausforderung um die Idee des Minecraft Mittelalter Roleplay Servers angesichts immer neuer Alternativen am Spielemarkt fortbestehen zu lassen.
Wir nehmen uns der Sache an!